Anders

Anders

Einige kennen die Erzählung zu Beginn der Bibel. Gott formt einen Mann aus Lehm. Aus der Rippe des Mannes wird eine Frau geformt, die dann zu seiner Gehilfin wird.
Nur – so steht das nicht im Text (wie ein Blick in die Bibel und eine Analyse des hebräischen Textes von Moni Egger zeigt). Aber der Reihe nach:

Als Erstes sagt der Text, dass ein Mensch geschaffen wird, nicht ein Mann. Ein Erdling, mit dem Boden verbunden.

Als Zweites sagt der Text, dass der Mensch auf Beziehung hin angelegt ist. Der Mensch ist auf andere Menschen angewiesen. Dass es nicht gut ist, wenn der Mensch allein bleibt.

Als Drittes wird im hebräischen Text das Wort „Seite“ gebraucht und nicht „Rippe“. „Seite“ wie z. B. die eine Seite einer zweiflügeligen Tür. Es geht also um einen Teil, dem ein anderer gleichwertiger Teil entspricht. Aus dem Menschen entstehen zwei Seiten: der Mann und die Frau.

Als Viertes sagt der Text nichts von einer Gehilfin oder Assistentin. Das hebräische Wort für Hilfe, das hier gebraucht wird, meint in der hebräischen Bibel meist die Hilfe, die von Gott her dem Menschen zukommt. Also nicht ein unterwürfiges Zudienen, sondern ein unterstützendes Miteinander.

Die Geschichte erzählt also vom Menschen, der grundlegend ein Beziehungswesen ist und dessen Beziehungen in Gegenseitigkeit und Gleichberechtigung gelebt sein wollen.