Leer

Leer

Was geschieht,
das hat niemand kommen sehen,
das ist schwer zu kontrollieren,
das lässt in Unsicherheit verharren.
Es bleibt leer in den Menschen.

Sie gehen nicht mehr ein und aus.
Keine und keiner darf kommen.
Kaum Gespräche Aug in Aug.
Nicht Schulter an Schulter sitzen.
Es bleibt leer an den Tischen.

Und vor den Kirchen brennen keine Feuer.
Die Glocken schweigen zumeist.
Weder Lichterschein,
noch Klang und Gesang.
Es bleibt leer in den Bänken.

«Er ist nicht hier im Grab.»
Auch nicht in den prunkvollen Mauern
oder in der in Stein gemeisselten Doktrin.
Auch nicht in ausgefeilten Gedanken
oder in der überlieferten Religion.
Auch nicht im verfestigten Ritual
oder im verordneten Gebet.

«Er geht euch voraus in euren Alltag»
Wo Räume geöffnet sind
und die Arme gastlich.
Wo Gerechtigkeit geübt wird
und das Vergeben gewährt.  
Wo Brot geteilt ist
und der Kummer aufgehoben.

Und mitten in der Leere erzählen diese Taten
die alten Hoffnungsgeschichten neu:
Von der Erde, die leer ist,
und sich mit Licht und Leben füllt.
Von dem Haus, das leer ist,
und dem Volk unterwegs in Neuland.
Von dem Grab, das leer ist,
und Menschen dem Morgen entgegen stolpern lässt.

(Ostern 2020, Gen 1, Ex 12-15, Mk 16)