Den Faden abschneiden

Den Faden abschneiden

So hat er es umschrieben, der weise Mann aus dem Vorarlberg. In schwierigen Situationen, in Auseinandersetzungen versuchen, den Faden abzuschneiden. Sich nicht vom andern abhängig zu machen. Sich nicht hinreissen lassen zu Rache und Vergeltung. Sich nicht bestimmen zu lassen vom Verhalten des andern. Sich nicht von den Gefühlen und Reaktionen des andern leiten zu lassen.

Für das Verhalten des andern bin ich nicht verantwortlich. Ebenso wenig für dessen Gedanken und Gefühle. Für das eigene Verhalten aber sehr wohl. Wie ich auf Angriffe, Verleumdungen, Verletzungen, Unsorgfältigkeiten, und Missverständnisse reagiere, dafür bin ich verantwortlich. Für meine Reaktion trage ich die Verantwortung. Diese innere Freiheit ist zentral.

Worte dafür gibt es viele: Glaube, Gottvertrauen, inneren Frieden. In sich ruhen, verwurzelt sein. „Ein einig Wesen zu sein“ nennt es Niklaus von Flüe. Und Franz von Assisi beschreibt es so: „Wenn ich meine Geduld nicht verliere und nicht aggressiv werde, liegt darin wahre Freude, die Kraft des Geistes und das Heil der Seele“. Oder mit den Worten des Weisen aus dem Vorarlberg: den Faden abschneiden.