Grenzverschiebung

Grenzverschiebung

Die Grenze verläuft nicht zwischen Gläubigen und Atheisten. Es gibt nicht auf der einen Seite diejenigen, die an Gott glauben und auf der anderen Seite diejenigen, die nicht an Gott glauben.

Die Grenze verläuft anderswo. Sie verläuft zwischen jenen, die auf der Suche sind, am Fragen sind, berührt und betroffen sind, und jenen, die sich im Besitz der Wahrheit wähnen, die sicher und satt sich eingerichtet haben, unberührt von allem, was geschieht.

Die fragenden, suchenden, ringenden, zweifelnden Atheisten und Atheistinnen, sie sind den fragenden, suchenden, ringenden , zweifelnden Glaubenden sehr nahe. Weil sie wissen, dass man im Bereich des Lebens des Sinnes, des Göttlichen nie fertig ist, nie fertig sein wird und nie fertig sein kann.
Wer genau weiss, wie Gott ist, wer für sich im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnt, der nimmt die grundlegende Erfahrung der Verborgenheit Gottes nicht ernst und wer genau weiss, dass da kein Gott ist und damit für sich die alleinige Wahrheit beansprucht, der nimmt den Charakter jeder Lebensphilosophie nicht ernst, die nur als Suche, als Dialog zu verstehen ist.