Hymnisches

Hymnisches

Dass der Text der Nationalhymne aus einer anderen Zeit stammt,
ist eindeutig („die fromme Seele“).
Dass die Worte in heutigen Ohren schwülstig klingen,
ist unbestritten („im hehren Vaterland“).
Dass es sich um religiöse, einseitig männliche Sprache handelt,
ist offensichtlich („hocherhabener Herrlicher“).

Eine neue Strophe – aus einem Wettbewerb hervorgegangen – ist vorgeschlagen.
Sie wird an einzelnen Orten am 1. August gesungen.
Sie basiert auf der Präambel der Bundesverfassung.
Sie nennt daraus einige Grundwerte.

Eine Hymne braucht einen modernen, verantworteten Text – so die einen.
Worte aus einem vergangenen Jahrhundert sind kein Problem – so die andern.
Religiöse Sprache steht einem modernen Staat nicht gut an – so die einen.
Ein nicht auf eine Religion begrenzter Gottesbegriff ist problemlos – so die andern.

Und nicht zuletzt:
Die Naturbilder der Hymne mögen kitschig erscheinen.
Interessant ist, dass sie in sich verständlich sind,
auch ohne Gottesbezug:
Sie reden vom Mut zu neuen Anfängen (Morgenrot),
von der Weite von Visionen (Sternenhimmel),
von der Zuversicht in grossen Herausforderungen (Sonne durch den Nebel),
und vom Vertrauen in Krisensituationen (wilder Sturm).