Ein Rekord

Ein Rekord

Die Mitgliederzahl der katholischen Kirche in der Schweiz nahm in den Jahren von 2000 bis ins Jahr 2014 stetig zu. Im Jahre 2014 hatte die römisch-katholische Kirche in der Schweiz so viele Mitglieder wie noch nie: 2,59 Millionen Mitglieder über 15 Jahre. Eine Abnahme der Zahl der Kirchenmitglieder konnte verhindert werden durch die Zuwanderung von katholischen Migrant:innen. Seit 2015 ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Ein Rückgang von etwa 1% der Mitglieder pro Jahr ist für eine gesellschaftliche Grossinstitution ein relativ stabiler Wert.

Was soll also die gebetsmühlenhafte Wiederholung vom dramatischen Mitgliederschwund der katholischen Kirche? Was soll also die häufige Rede von den leeren Kirchen? Sind das plakative Aussagen oder gar schräge Klischees?

Die rekordhohe Mitgliederzahl und die quantitative Stabilität ist die eine Seite. Auf der anderen Seite ist festzustellen, dass der prozentuale Anteil der Katholik:innen an der Gesamtbevölkerung seit 1970 stetig abnimmt (1970: 46,7%, 2020: 33,8%). Das Bevölkerungswachstum und die vielen Zuwander:innen können seit 2015 den Rückgang der Mitgliederzahl (Kirchenaustritte, Überalterung) nicht mehr kompensieren. Die Mitgliederzahl wird weiter sinken. Tatsache ist weiter, dass die Kirchenbindung der Kirchenmitglieder vielfältiger und loser wird. Die Zahl der Taufen und der Trauungen ist in den letzten 20 Jahren erheblich zurückgegangen. Die Teilnahme an traditionellen religiösen Riten nimmt ab.

Eine relativ stabile, in jüngster Zeit sinkende Mitgliederzahl geht also mit einer markanten Veränderung der Beteiligung am kirchlichen Leben einher. Ein selbstverständlicher Bezug zur Kirche wird seltener. Wie die Entwicklung weitergeht, ist offen. Sie will auf jeden Fall gestaltet sein. Ein Blick in die Arbeitsweise in den Kirchen zeigt, dass manches schrittweise verändert wird und neue Wege gesucht und beschritten werden.