Hunger

Hunger

Wenn von täglichem Brot die Rede ist,
dann geht es in den Schriften
nicht um das dazu gereichte Brot bei einem üppigen Essen.

Wenn von am Ruhetag abgerissenen Ähren die Rede ist,
dann geht es in den Schriften
nicht um einen Zeitvertreib beim Sonntagsspaziergang.

Wenn vom nächtlichen Besuch eines um Brot bittenden Freundes die Rede ist,
dann geht es in den Schriften
nicht um vergessenen Proviant für den Ausflug am nächsten Tag.

Wenn von der nicht guten Zeit um zu essen die Rede ist,
dann geht es in den Schriften
nicht um gestresste Menschen, die keine Zeit haben sich zu verpflegen.

Es geht um Menschen,
die hungern,
die dauernd oder dann und wann nicht genug Nahrung haben,
die um das Überleben kämpfen.

Wenn vom Brot, von dem alle essen sollen, die Rede ist,
dann geht es in den Schriften
nicht zuerst um ein religiöses Ritual.

Wenn vom Kelch, aus dem alle trinken sollen, die Rede ist,
dann geht es in den Schriften
nicht zuerst um eine kultische Handlung.

Es geht um das Essen,
es geht darum, dass alle satt werden.
Es geht um das Trinken,
es geht darum, dass aller Durst gestillt werde.

Wenn Satte sich versammeln,
um das „tägliche Brot“ bitten
und das „Brot des Lebens“ entgegennehmen,
dann ist das
ein Ja zum Ziel, dass alle auf der Erde zu essen haben,
ein Ja zu den Bestrebungen, dass die Nahrung unter allen verteilt sei,
ein Ja selber dazu beizutragen, politisch wie persönlich.

(9. Sonntag B; 1 Sam 21, Mk 2)