Zum Glück
Zum Glück (I)
Zu der Liste der Diagnosen, 
zu den täglichen Medikamenten, 
zum Kalender mit den Therapien 
nimmt sich zum Glück
manchmal eine oder einer Zeit, um zu fragen: 
Was belastet am meisten? 
Was könnte die Situation verbessern? 
Was braucht es gerade jetzt?
Zu den abrechenbaren Positionen, 
Diagnosen, 
Medikamenten 
und Therapien 
kommt zum Glück
manchmal, was kaum Taxpunkte generiert: 
Ein Moment der Ruhe,  ein offenes Gespräch, 
das Dableiben eines vertrauten Menschen.
Zum Glück (II)
Sie liegt da, souverän. 
Sie ist tapfer. 
Sie weint nicht. 
Sie hat alles im Griff. 
Sie nimmt sich zusammen. 
Sie erzählt, was sie dann alles unternehme, 
wenn sie das Spital verlassen habe. 
Über die Krankheit spricht sie nicht. 
Über das Sterben auch nicht. 
Und die um sie herum auch nicht. 
Man wolle sie ja nicht belasten. 
Man wolle ihr ja nicht die Hoffnung nehmen. 
Zum Glück fragt die Pflegefachfrau sie eines Nachts 
Wie es denn sei für sie? 
Jetzt gerade, 
wirklich, ungeschminkt und ungeschönt.
Und da fliessen 
für einen Moment die Tränen, 
erleichtern, entlasten, befreien.
Was braucht es doch an Kraft, 
um die Fassade aufrechterhalten, 
um das Sterbethema zu vermeiden. 
um das Ende zu verdrängen.
