Marmorkuchen

Marmorkuchen

Hier die Guten und dort die Bösen.
Das gibt’s höchstens im Film.
Das gibt’s höchstens im Märchen.
Das gibt’s höchstens beim Räuber und Poli.

Hier das Gute, dort das Böse.
So ist das Leben höchst selten.
Meist gibt es nicht nur schwarz und weiss.
Meist gibt es nicht nur falsch und richtig
Meist gibt es nicht nur nützlich und schädlich.

Es wie bei einem Marmorkuchen:
Das Lebensdienliche ist durchzogen von Zerstörerischem.
Das Schädliche ist durchzogen von Nützlichem.
Was jetzt hilfreich ist, kann sich später als schädlich erweisen.
Was dem einen dient, ist für den andern ungut.

Dennoch ist die Rede von gut und böse sinnvoll.
Sie motiviert, die Frage zu stellen:
Wem nützt etwas und wem schadet es?
Wer profitiert wovon und auf Kosten von wem?
Was dient dem Zusammenleben und was zerstört es?

Das ist bisweilen anstrengend.
Das erfordert Selbstkritik.
Das geht nicht ohne Dialog.

Das Gute ist nicht einfach ein für alle Mal da.
Das Lebensdienliche will immer neu errungen sein.
Das Hilfreiche bleibt verletzlich.
Es ist wie der Humus:
Eine dünne Schicht,
die den Planeten überzieht,
verletzlich und doch unendlich wertvoll.

(2. Advent 2020; Sir 27, Mt 7)