Vorweihnächtlicher Stand der Dinge

Vorweihnächtlicher Stand der Dinge

Die einen vorsichtig.
Die andern ungestüm.
Und überall eine leise Unsicherheit:
Sind wir zu ängstlich?
Oder zu unbekümmert?

Ruhige Strassen,
halbleere Züge,
wenig belebte Geschäfte.
Und dazu unruhige Gedanken,
aufgescheuchte Seelen,
ein voller Kopf.

In Kontakt durch Videositzungen,
Online-­Weiterbildungen,
mit Abstand und Maske.
Es fehlt der Händedruck,
es fehlt Schulter an Schulter zu Tisch zu sitzen,
es fehlt der Blick aufs ganze Gesicht.

Die sehr viel haben,
profitieren,
kassieren,
verdienen.
Die kaum etwas haben,
verlieren Geld,
verlieren die Arbeit,
verlieren gar die Hoffnung.

Immer neu sich einstellen.
Immer neu überlegen.
Immer neu sich entscheiden.
Werden wir geübt darin
und gestärkt ins neue Jahr gehen?
Werden wir müde davon
und kraftlos das neue Jahr beginnen?

Verstummt sind die grossen Worte
von der Lehre aus der Krise,
von der Umkehr zu einem neuen Leben,
von den neu zu eröffnenden Wegen.
Und es bewähren sich die kleinen Schritte,
unspektakulär,
praktisch,
hilfreich.

Dazu könnten sie passen, die weihnächtlichen Erzählungen
von einer Zukunft, die ganz klein am Rand beginnt,
von einer Angst, die nicht lähmt, sondern Schritte gehen lässt,
von einer Hoffnung, die in aller Bedrohung dem Leben traut.