Zeitlos

Zeitlos

Worte aus alten Schriften eins zu eins ins Heute übernehmen,
das ist nicht redlich.
Worte aus alten Schriften eins zu eins als Handlungsanweisung nehmen,
das ist unverantwortlich.
Worte aus alten Schriften eins zu eins ins Jetzt übertragen,
das ist nicht angemessen.

Die Welt hat sich verändert.
Das Denken hat sich verändert.
Das Wissen hat sich verändert.

Dennoch gibt es Wünsche, die gleich geblieben sind.
Dennoch es gibt Sehnsüchte, die ähnlich sind.
Dennoch gibt es Visionen, die vergleichbar sind.

Der Wunsch etwa, 
dass jede und jeder einen Weg findet, mit dem, was an Schwierigem im Leben da ist, umgehen zu können.
(«Getröstet werden» nennen es die Schriften).

Der Wunsch etwa,
dass alle einen Lebensort haben, wo sie sicher und geschützt sind.
(«Das Land erben» nennen es die Schriften).

Der Wunsch etwa,
dass jede und jeder so viel zur Verfügung hat, um gut den Alltag zu bestehen.
(«Satt werden» nennen es die Schriften).

Der Wunsch etwa,
dass alle Fehler machen dürfen und die Chance bekommen, neu anzufangen.
(«Erbarmen finden» nennen es die Schriften).

Der Wunsch etwa,
dass jede und jeder sich im Leben aufgehoben, angenommen und akzeptiert weiss.
(«Gott schauen» nennen es die Schriften)

(4. Sonntag A, Mt 5,1-12)