Zu voller Mund
Mich schaudert, wenn ich bisweilen höre, wie von Gott geredet wird. Mit einer Gewissheit, Überlegenheit als rede man über einen Nachbarn, dem man täglich begegnet. Bereits die heiligen Schriften des Judentums und des Christentums kennen eine wohltuende Zurückhaltung und Sorgfalt in der Rede von Gott:
- Kein Bild von Gott solle man sich machen. Jede Vorstellung, jedes Bild hat seine Grenzen, vermag nie ganz zu fassen, was gemeint ist.
- Den Namen Gottes solle man nicht missbrauchen. D.h. Gott soll nicht vor den Karren der eigenen Interessen gespannt werden. Im Namen Gottes zu herrschen, Krieg zu führen, Vorteile erstreiten, ist ein Missbrauch. Im Namen Gottes auch in den Kirchen Macht, Gesetze und Regeln auf immer festzuschreiben ebenso.
- Der Gottesname „Jahwe“ wird im Judentum nicht ausgesprochen und zum Beispiel durch Ha Schem (der Name) ersetzt.
- Im Matthäusevangelium wird das Reich Gottes Reich der Himmel genannt, um die Vorstellung von Gott weit zu behalten.
- In den Evangelium wird für das Wirken Gottes oft das Passiv gebraucht.
Wohltuend, dass die jüdisch-christlichen Grundtexte religionskritisch sind und zu Vorsicht in der Rede von Gott mahnen.