Kleine Schritte

Kleine Schritte

Es beginnt nicht erst, wenn geschlagen und getötet wird.
Es beginnt nicht erst, wenn beschädigt und angezündet wird.
Es beginnt viel vorher.
Es beginnt mit kleinen Schritten:

– Menschen werden nicht mehr als einzelne gesehen, sondern als Gruppe.

– Menschen werden nicht mehr als Menschen gesehen, sondern auf ihre Lebensform, ihr Aussehen, ihre Religion, ihren Beruf, ihre Gesinnung oder ihre Herkunft reduziert.

– Menschen werden als abgesonderte, ganz andere gesehen. Man spricht über sie von „denen“ und redet sie an mit „ihr da“.

– Menschengruppen werden mit negativen Adjektiven betitelt: Politiker sind korrupt, Muslime sind fundamentalistisch, Sozialhilfeempfänger sind unehrlich.

– Es werden immer und immer dieselben Geschichten erzählt und die gleichen Unwörter wiederholt, bis sie als normal gelten und ungestraft offen gesagt und geschrieben werden dürfen.

– Literatur und Kunst, Religion und Philosophie werden als unnütz und sinnlos abgetan.

Es beginnt mit kleinen Schritten.
Und darum ist es gut
in den Häusern,
in den Schulen,
in den Theatern,
in den Kirchen
all die Geschichten zu erzählen
vom geteilten Brot
und dem gleichen Boot,
von der geliehenen Erde
und vom grossen Tisch, an dem alle Platz haben.