Vorsicht, um Gottes willen

Vorsicht, um Gottes willen

Es gibt Menschen, die erzählen, dass sie Gott erfahren haben.
Es gibt andere, die schliessen aus ihrem Denken und Erleben, dass es keinen Gott gebe.
Was nun?

«Ich will Gott sehen!» – diese Worte spricht Mose in einer alten Erzählung* und die Antwort Gottes auf diesen Wunsch gibt Hinweise für das Erkennen von Gott:

a) Gotteserfahrung ist nicht machbar und planbar («Ich gewähre ­Zuwendung, wem ich will.»).

b) Gotteserfahrung ist nicht festhaltbar, nicht ein für alle Mal da und fest («Ich werde vorüberziehen.»).

c) Gotteserfahrung ist oft verborgen («Ich halte meine Hand über dich, bis ich vorüber bin.»). Gott ist weder ein Ding noch eine Person, wie sie sonst in der Erfahrung vorkommen. Oder wie Dietrich Bonhoeffer es schreibt: «Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.»

d) Gotteserfahrung ist im Nachhinein gedeutetes Erleben («Du wirst meinen Rücken sehen.»). Nicht selten sagen Menschen, dass ihnen im Nachhinein klar wurde, dass sie getragen, gestärkt, geleitet worden sind.

Gotteserfahrung ist nicht planbar, nicht festhaltbar und verborgen. Darum ist in der Rede von Gott Zurückhaltung und Sorgfalt geboten. Gotteserfahrung ist eine nachträgliche Deutung von Erlebtem und daher eine von vielen verschiedenen Möglichkeiten, das Leben zu deuten und zu erfassen. In der Rede von Gott ist Bescheidenheit und Vorsicht geboten.

* Die Erzählung in Ex 33,18-23