
Nimm mich mir (Teil 1)
„Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir“,
so lautet der dritte Teil des Gebetes des Bruder Klaus.
Sperrig ist diese Bitte, denn viel ist von Selbstverwirklichung die Rede.
Provozierend ist diese Haltung, denn viel ist von Selbstfindung die Rede.
Nimm mich mir – heisst erkennen, dass ich nicht aus mir selber bin und nicht meines Glückes Schmied.
Dietrich Bonhoeffer sagt es so: „Im normalen Leben wird es einem nicht bewusst, dass der Mensch unendlich mehr empfängt, als er gibt (…). Man überschätzt leicht das eigene Wirken und Tun in seiner Wichtigkeit gegenüber dem, was man durch andere geworden ist.“
Nimm mich mir – heisst erkennen, dass ich nicht der Mittelpunkt der Welt bin und nur mit andern und durch andere (vor und neben mir) bin, was ich bin. Fulbert Steffensky schreibt es so: “Schmeckt nur das Brot, das ich selbst gebacken habe? Welche Verachtung der Toten ist das und welche Vernachlässigung ihrer Sprache und ihrer Gesten, ihrer Träume und ihrer Ansprüche ans Leben“.
Nimm mich mir – heisst erkennen, dass das Leben Sinn findet,
wenn ich mich etwas zuwende,
wenn ich mich für etwas einsetze,
wenn ich für jemanden da bin.